Verantwortung im Brandschutz – warum der bvfa und seine Mitglieder das PFAS-Verbot aktiv unterstützen
Frage: Herr Dr. Krause, die neue EU-Verordnung zu PFAS in Feuerlöschern ist beschlossen. Warum ist dieses Thema für den bvfa und seine Mitglieder mehr als nur eine weitere Regulierung?
Dr. Krause: Weil es im Kern um Verantwortung geht. Verantwortung für die Menschen, die wir schützen wollen – und Verantwortung für die Umwelt, in der wir das tun. Feuerlöscher sind Sicherheitsprodukte. Sie sollen Leben retten und Sachwerte schützen. Wenn wir gleichzeitig wissen, dass bestimmte Inhaltsstoffe dieser Produkte langfristig Umwelt und Gesundheit belasten können, dann können wir das als Branche nicht ignorieren. Für den bvfa ist die Verordnung deshalb nicht nur ein juristischer Rahmen, sondern ein wichtiger Schritt hin zu einem modernen, nachhaltigeren Brandschutz.
Frage: Der Verband hat sich früh in die Diskussion eingebracht. Welche Rolle spielt der bvfa bei diesem Thema?
Dr. Krause: Wir verstehen uns als Brücke zwischen Gesetzgeber, Behörden, Herstellern und Anwendern. In den vergangenen Jahren haben wir intensiv daran gearbeitet, fachliche Expertise in den politischen Prozess einzubringen – etwa zu Fragen der technischen Machbarkeit, der Übergangsfristen und der Praxistauglichkeit. Gleichzeitig war uns wichtig: Die Verordnung darf nicht nur „verhindern“, sie muss auch ermöglichen. Also Weg bereiten für sichere, PFAS-freie Alternativen, die im Einsatz funktionieren. Diese Balance mitzugestalten, war und ist eine zentrale Aufgabe des bvfa.
Frage: Viele Ihrer Mitgliedsunternehmen haben schon vor der Verordnung begonnen, PFAS-haltige Feuerlöscher auslaufen zu lassen. Warum?
Dr. Krause: Weil sie den Wandel frühzeitig als richtige Richtung erkannt haben. Unsere Mitgliedsunternehmen haben sehr genau wahrgenommen, wie sich die öffentliche Debatte um PFAS entwickelt – wissenschaftlich, gesellschaftlich und politisch.
Viele Hersteller haben schon vor dem formalen Verbot begonnen, ihre Produktpaletten umzustellen, in PFAS-freie Löschmittel zu investieren und entsprechende Prüfungen und Zulassungen voranzutreiben. Nicht, weil sie mussten, sondern weil sie davon überzeugt sind, dass verantwortungsvoller Brandschutz mittelfristig nur ohne PFAS funktionieren kann. Das ist gelebte unternehmerische Verantwortung – und ein starkes Zeichen in Richtung Markt.
Frage: Wie erleben Sie die Stimmung in der Branche – eher Sorge oder eher Aufbruch?
Dr. Krause: Beides – aber mit einem klaren Schwerpunkt in Richtung Aufbruch. Natürlich bedeutet jede Regulierung zunächst Aufwand: Forschung, Entwicklung, Umstellung von Produktion, neue Prüfungen, Beratung der Kunden. Das ist Arbeit, das kostet Ressourcen.
Gleichzeitig spüren wir eine große Bereitschaft, diesen Schritt aktiv zu gehen. Viele Hersteller sehen die Chance, sich mit leistungsfähigen PFAS-freien Produkten zu positionieren, Innovationen voranzutreiben und ihren Kunden Lösungen anzubieten, die technisch überzeugen und ökologisch vertretbar sind. Man kann sagen: Aus einem regulatorischen Druck ist in vielen Unternehmen ein Innovationsimpuls geworden.
Frage: Welche Haltung verbindet die Mitgliedsunternehmen beim Thema PFAS-freie Feuerlöscher?
Dr. Krause: Ein gemeinsamer Nenner ist: Brandschutz soll schützen – und nicht neue Risiken schaffen. Unsere Mitglieder wollen Produkte anbieten, die nicht nur im Ernstfall funktionieren, sondern auch langfristig verantwortbar sind.
Dazu gehört die Bereitschaft, sich mit neuen Rezepturen auseinanderzusetzen, mit Prüfstellen und Anwendern zu arbeiten und auch mal den unbequemeren Weg zu gehen, bevor es gesetzlich zwingend wird. Diese Haltung – Sicherheit und Nachhaltigkeit zusammenzudenken – eint viele Unternehmen im bvfa.
Frage: In der öffentlichen Wahrnehmung wird oft über Verbote gesprochen. Welche positive Botschaft verbinden Sie mit dieser Entwicklung?
Dr. Krause: Ich sehe vor allem eine Chance: Wir rücken Brandschutz noch stärker in die Rolle eines ganzheitlichen Sicherheits- und Umweltbausteins. Unternehmen können zeigen, dass sie nicht nur ihre gesetzlichen Pflichten erfüllen, sondern aktiv zu Umwelt- und Gesundheitsschutz beitragen – sichtbar an einem Produkt, das in nahezu jedem Gebäude hängt. PFAS-freie Feuerlöscher stehen damit auch für eine Haltung: Wir nehmen Risiken ernst, bevor sie zu Problemen werden. Das ist eine ausgesprochen positive Botschaft – für Mitarbeitende, für Kunden und für die Öffentlichkeit.
Frage: Was wünschen Sie sich von Unternehmen, die das Thema bisher eher „am Rand“ wahrgenommen haben?
Dr. Krause: Ich wünsche mir, dass sie es als Gestaltungsaufgabe sehen – nicht als lästige Pflicht. Die Verordnung gibt einen klaren Rahmen vor. Wie gut und wie reibungslos die Umstellung gelingt, hängt aber stark davon ab, wann und wie man sie anpackt.
Wer das Thema frühzeitig auf die Agenda setzt, mit seinem Brandschutzpartner spricht und die Umstellung in vorhandene Prüf- und Wartungszyklen integriert, erlebt den Wandel als kontrollierten Prozess – nicht als Stressfaktor kurz vor Fristende.
Und vielleicht noch ein persönlicher Wunsch: Dass wir den Blick darauf richten, was wir gewinnen – sauberere Lösungen, weniger Langzeitrisiken und ein Brandschutz, der verantwortungsvoll in die Zukunft weist.







